"Chorsterben macht auch vor Freudenberg nicht Halt"

"Chorsterben macht auch vor Freudenberg nicht Halt"

Ein Höhepunkt im Chorjahr 2022 war das Konzert in der Marktstraße zum Tag der Einheit. Trotz solcher Aktionen plagen die Chorszene akute Nachwuchssorgen.

Freudenberg. Die gute Nachricht: In Freudenberg gibt es noch Chöre; die schlechte: es werden immer weniger. Derzeit gibt es noch acht Chöre im Freudenberger Stadtgebiet, drei davon sind bei der "Liedertafel" beheimatet. Deren Vorsitzender Sven Wachter nahm am Mittwoch im Ausschuss für Kultur, Ehrenamt, Sport und Touristik kein (Noten-)Blatt vor den Mund und machte sehr deutlich: "Das Chorsterben macht auch vor Freudenberg nicht Halt".

Vielen dürfte der Flashmob zum Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober vorigen Jahres noch in Erinnerung sein. "Seid umschlungen Millionen" hieß es in Beethovens "Ode an die Freude", die die Sängerinnen und Sänger verschiedener Chöre gemeinsam mit musikbegeisterten Freudenbergerinnen und Freudenbergern intonierten. Nicht gerade Millionen, aber doch einige mehr Stimmen würden sich die heimischen Chöre derzeit durchaus wünschen. Erst im vergangenen Jahr hat sich der MGV Hohenhain aufgelöst. Auch wenn sich einige der Sänger dem befreundeten MGV Union Dirlenbach angeschlossen haben -  eine weitere Lücke in der ohnehin kargen heimischen Kulturlandschaft.

Während viele Ensembles mit innovativen Konzepten und Ideen um neue Mitglieder bemühen, nimmt die Zahl der Aktiven stetig ab. Zwischen 10 und 25 Sängerinnen zählen die Chöre: "Es ist schwierig", sagt Sven Wachter", gerade mit Hinblick auf die Männer". Warum sich deutlich weniger Männer als Frauen für den Chorgesang begeistern lassen, wissen die Verantwortlichen selbst nicht genau.

Immerhin: "Wir nehmen die Herausforderung an", so Wachter weiter und berichtet von intensiven Gesprächen in der Arbeitsgemeinschaft der Freudenberger Chöre. "Die Zukunftsperspektive ist schwierig, aber nicht hoffnungslos, wenn die Chöre jetzt gemeinsame Wege beschreiten." Am 3. Oktober soll es wieder ein gemeinsames Straßenkonzert in der Altstadt geben. Auch ein Konzert im Kurpark ist geplant, bei dem sich die Chöre gemeinschaftlich präsentieren wollen. Innovative Projekte über einen überschaubaren Zeitraum soll es weiterhin geben, auch wenn diese langfristig nur einzelne Sängerinnen und Sänger in die Chorproben locken. Kein leichter Spagat: Die vielen älteren Sänger wagen sicht oft nicht an moderne Chorliteratur heran. Mit den traditionellen Volksliedern wiederum lässt sich kaum Nachwuchs gewinnen.

Wohin der Weg führt, wird sich zeigen. Für die Vorstände gilt es, über den Tellerrand hinaus zu schauen und neue Kontakte auch jenseits der Stadtgrenzen zu knüpfen, wie etwa mit dem Singkreis Wehbach, der beim "Wasserkonzert" in der Aula mit an Bord war. Aber hier wird das nächste Problem deutlich: "Ein guter Chorleiter ist unter 1000 Euro im Monat nicht zu finden. Kaum zu stemmen für einen kleinen Verein", so Wachter.

Von Seiten der Politik wurde dem Chorvertreter indes Mut zugesprochen, über weitere Projekte neue Leute für den Chorgesang zu begeistern. Aber dazu benötigen die Vereine vermutlich eines - einen sehr langen Atem.

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