Flecker WinterTheater mit einem Klassiker der Boulevard-Komödie

Flecker WinterTheater mit einem Klassiker der Boulevard-Komödie

Im Sängerheim am Silberstern wird zuzeit intensiv geprobt - Ende August startet die Herbstsaison des Flecker WinterTheater mit der Komödie "Boeing, Boeing".

Freudenberg. Das Flecker WinterTheater startet mit einem Klassiker der Boulevard-Komödie in die neue Saison, allerdings  in einer sehr modernen Fassung. "Boeing, Boeing" ist der Titel eines Erfolgslustspiels von Marc Camoletti aus dem Jahre 1960. Camolettis Stück schlug in der Theaterlandschaft der 60er Jahre ein wie eine Bombe. Das Stück ist mit seiner Thematik um Sex und Fremdgehen ein jahrzehntelanger Dauerbrenner und heute aktueller denn je.

Doch unsere Gesellschaft hat sich seit Doris Day und Rock Hudson radikal verändert. Und moderner Boulevard muss das auch zeigen: Die Welt ist kälter, anonymer, brutaler und derber geworden.

Der aktuellen Bearbeitung nach Michael Kessler, von Jens Benner auf die Flecker Bühne gebracht, gelingt es, das Stück in die heutige Zeit zu versetzen und die hoch aktuelle Thematik vom Staub der 1960er Jahre zu befreien. Die Sprache ist dabei - gegenwartstauglich getrimmt - teilweise ganz schön explizit und deftig geworden. Das passt gut zur Tradition des Wintertheaters, da das Herbststück immer ein kleines Experiment für Darsteller und Zuschauer sein soll.

Der Plot ist schnell erzählt: Banker Bernhard frönt seiner Beziehungsphobie, indem er sich interkontinental zwei Stewardessen als Verlobte hält. Als bei den Starts und Landungen der Amerikanerin Jacky und der deutschen Andrea der Zeitplan durcheinander gerät, droht der Lügner aufzufliegen. Zumal auch noch eine liebeshungrige Italienerin aus einem Chat auftaucht. Um die kümmert sich zum Glück bald freiwillig um Bernhards in Liebesdingen ungelenker Freund Robert. Bernhards Mutter legt trotz Esoterikfimmel noch den gesündesten Menschenverstand an den Tag. Bei ihrem Sohn setzt die Selbstreflexion im Stückverlauf erst mal nicht nennenswert ein. „Womanizer" Bernhard liefert daher, beinahe schon ekelhaft chauvinistisch, ein Feuerwerk an Macho-Zoten und Schlüpfrigkeiten, während Freund Robert fast entzückend naiv dieses Männerbild konterkariert. Da wird mächtig auf`s Tempo gedrückt: Im Sauseschritt wechselt die landestypische Dekoration, zwischen stöhnenden Handytönen und Frauen, die bald nur noch Pizzanamen tragen.

Die  Inszenierung entstaubt Camolettis Klassiker von der Romantik und passt die Komödie mit viel Witz dem gesellschaftlichen „Jetzt-Zustand" an. Die Hauptfigur in „Boeing Boeing" jagt nur der eigenen Selbstverwirklichung nach. Am Ende stellt sich aber doch die Frage, ob sie überhaupt liebes- und beziehungsfähig ist?

Karten für die 7 Vorstellungen zwischen 28. Oktober und 18. November können bereits online über www.fleckerwintertheater.de reserviert werden.

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Freudenberg Online berichtet seit 2000 aus der Stadt Freudenberg im Kreis Siegen-Wittgenstein und seinen Ortsteilen.

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