Noch nie so viele Kita-Plätze wie im nächsten Jahr

Siegen-Wittgenstein. Im nächsten Kindergartenjahr ab August 2023 wird der Kreis Siegen-Wittgenstein erstmals mehr als 7.000 Betreuungsplätze für Kinder anbieten. Für das Kindergartenjahr 2023/2024 meldet das Kreisjugendamt 5.445 Betreuungsplätze für über dreijährige Kinder an das Landesjugendamt, 1.565 Plätze für unter Dreijährige. Insgesamt also 7.010 Betreuungsangebote gegenüber 6.849 im laufenden Kitajahr. Diese Zahlen gehen aus der Fortschreibung des Bedarfsplans für Kindertagesbetreuung hervor, über den der Jugendhilfeausschuss (JHA) des Kreises am 7. März beraten wird.

„Auch für das kommende Kitajahr können wir unsere Zusage einhalten, dass alle Eltern für ihre Kinder ein Betreuungsangebot erhalten werden, wenn sie dies möchten“, betont Landrat Andreas Müller. Aber er stellt auch klar: „Viele andere Kommunen können diesen Rechtsanspruch schon lange nicht mehr erfüllen – und auch bei uns wird die Kraftanstrengung immer größer. Allgemeiner Personalmangel und Krankheitswellen bei den Kitaträgern führen vorübergehend zu eingeschränkten Betreuungszeiten und zeitweise zu Gruppenschließungen. Trotzdem arbeiten Kitaträger, Städte und Gemeinden und das Kreisjugendamt gemeinsam intensiv dafür, ein qualitativ hochwertiges Betreuungsangebot zur Verfügung zu stellen, das den Bedürfnissen der Kinder und Familien entspricht“, so Müller.

Gleichzeitig dankt der Landrat ganz herzlich allen Erzieherinnen und Erziehern, die sich dieser Aufgabe auch in den vergangenen Jahren unter nicht immer einfachen Rahmenbedingungen gestellt haben: „Ich bin überzeugt, dass es eine wunderbare Aufgabe ist, Kinder auf ihren ersten Wegen ins Leben zu begleiten. Genauso bin ich aber auch überzeugt, dass Kinderbetreuung eine große Herausforderung ist, die wirklich viel Liebe für den Beruf und die Kinder erfordert. Deshalb bedanke ich mich ganz herzlich bei allen, die sich bei der Betreuung unserer Kinder engagieren“, so der Landrat.

Das Kreisjugendamt führt in seiner Vorlage für den JHA auch aus, dass die nordrhein-westfälische Landesregierung ebenfalls große Herausforderungen bei der Kindertagesbetreuung sieht und ein „Sofortprogramm Kita“ angekündigt hat. Dieses enthält Ad-hoc-Maßnahmen zum Umgang mit dem akuten Fachkräftemangel wie die Anpassung der Personalverordnung, Personalgewinnungsmaßnahmen, die Erhöhung der Wirksamkeit der Regelungen der Personalverordnung sowie Maßnahmen zum Ausbau von Brückenprojekten oder die Förderung weiterer Kindertagespflegestellen.
Ü3-Betreuungsquote 102 Prozent

Das Kreisjugendamt Siegen-Wittgenstein ist für alle Städte und Gemeinden außer der Stadt Siegen zuständig, die ein eigenes Jugendamt besitzt. Für die Kinder in diesen zehn Kommunen gehen die Planer davon aus, dass alle ü3-Kinder einen Betreuungsplatz in Anspruch nehmen werden. Deshalb liegt die Quote der vorgehaltenen Plätze bei 102 Prozent.

Bei den u3-Kindern wird die Versorgungsquote anhand der tatsächlichen Anmeldequote vom 3. Januar errechnet. Hier ergibt sich eine Betreuungsquote von 70,5 Prozent. Das ist ein Anstieg um knapp drei Prozentpunkte gegenüber dem laufenden Kitajahr und bisher die höchste u3-Betreuungsquote im Kreisgebiet überhaupt. Sollten noch weitere u3-Kinder dazu kommen, hat das Kreisjugendamt einen entsprechenden Puffer. Mit den zum neuen Kindergartenjahr ab August 2023 geplanten Plätzen, könnte eine Versorgungsquote von 75 Prozent sichergestellt werden.

Die absolute Zahl der Kinder zwischen einem und sechs Jahren in Siegen-Wittgenstein ist weiter leicht gestiegen – von 8.063 im vergangenen Kindergartenjahr auf jetzt 8.129. Dabei ist die Zahl der ü3-Kinder um 1,5 Prozent gestiegen, während die Zahl der u3-Kinder leicht um 0,46 Prozent zurückgegangen ist – was dem Trend der letzten Jahre entspricht.

Bei den zu betreuenden Kinder sind für das kommende Kindergartenjahr auch aus der Ukraine geflüchtete Kinder berücksichtigt: 98, die älter als drei Jahre sind, und 46 im u3-Alter.

Neben den Kindergärten sind die Tagespflegemütter und -väter eine wichtige Säule der Kindertagesbetreuung in Siegen-Wittgenstein. Aktuell sind 141 Kindertagespflegepersonen für das Kreisjugendamt tätig. Diese betreuen zusammen 492 Kinder. Die meisten Kinder (393) sind jünger als drei Jahre. Ergänzend zur Schule betreuen die Tagespflegepersonen aber auch 52 Kinder im Alter zwischen sechs und 14 Jahren.
Bauliche Maßnahmen

Um alle Betreuungsbedarfe decken zu können, sind an einigen Orten aktuell oder mittelfristig Baumaßnahmen erforderlich. „Eine großen Bauwelle wie vor ein paar Jahren ist derzeit aber nicht mehr nötig“, sagt Thomas Wüst, Jugenddezernent des Kreises: „In den meisten Fällen geht es nur noch darum, ohnehin geplante Maßnahmen umzusetzen, damit Kitas aus Übergangslösungen in ihre endgültigen Gebäude umziehen können. In Bad Laasphe, Erndtebrück und Wilnsdorf sind bis auf Weiteres überhaupt keine zusätzlichen Angebote bzw. Baumaßnahmen nötig.“

In Bad Berleburg wird die DRK-Kita am Standort Baumrainklinik mit 1,5 Gruppen genutzt werden, die AWO-Kita in Diedenshausen wird um eine u3-Gruppe erweitert. In Burbach sollen die bestehenden Container-Lösungen der DRK-Kitas Holzhausen und Hickengrund durch endgültige Bauten ersetzt werden. In Freudenberg wird eine dritte Gruppe in der Kita „Friedensnest“ der ev. Jugendhilfe Friedenshort in Betrieb genommen. Bei steigender Nachfrage könnten in Freudenberg ggf. weitere u3-Plätze nötig werden.

In Hilchenbach wird eine zweite Gruppe in der Übergangseinrichtung der ALF Kita „Helli“ zur Verfügung stehen. Diese Übergangseinrichtung soll mittelfristig von einem Neubau in Helberhausen abgelöst werden. Mittelfristig zeichnet sich in Hilchenbach der Bedarf für weitere eineinhalb bis zwei Gruppen für Kids im ü3-Alter ab.

In Kreuztal-Eichen gibt es derzeit die ALF-Kita „Löwenzahn“ mit drei Gruppen in einer Übergangslösung. Hier ist ein Neubau für vier Gruppen vorgesehen, der zum Kindergartenjahr 2024/25 fertig sein soll. Außerdem werden die „Waldritter“ aus Siegen in Ferndorf eine Waldkindertageseinrichtung mit einer Gruppe anbieten. Bei weiter steigender Nachfrage könnten in Kreuztal zusätzliche u3-Plätze nötig werden.

In Netphen werden die DRK-Übergangskita „Wunderland“ von zwei auf drei Gruppen und die katholische Kita „Regenbogen“ in Werthenbach um eine halbe u3-Gruppe erweitert. Die Kita „Wunderland“ soll mittelfristig in ihr endgültiges Gebäude umziehen.

In Neunkirchen ist die bauliche Umsetzung einer zweigruppigen Dependance der DRK-Kita in Salchendorf vorgesehen.

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Freudenberg Online berichtet seit 2000 aus der Stadt Freudenberg im Kreis Siegen-Wittgenstein und seinen Ortsteilen.

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